Stellenabbau trotz satten Gewinns

Standpunkt der Gewerkschaft syndicom und des Berufsverbands impressum

Was im Moment bei «Bund», «Berner Zeitung» und den anderen Tamedia-Titeln passiert, ist nur die Spitze des Eisbergs. In den letzten 20 Jahren kannten die grossen Zeitungshäuser in der Schweiz bloss eine Antwort auf sinkende Abo- und Inserateeinnahmen: Abbau, Abbau, Abbau. Sie strichen Stellen zusammen. In den Redaktionen verteilt sich immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern.
Medienschaffende wollen spannende Geschichten erzählen. Immerhin steht ihr Name darunter. An ihren Artikeln arbeiten sie, bis die Fakten stimmen und der Text lesenswert ist – selbst wenn sie dafür bis 22 Uhr am Computer hocken. Auf Abbau reagieren die überlebenden Journalistinnen und Journalisten bislang mit Mehrarbeit. Bis sie bei der nächsten Sparrunde selber entlassen werden.
122 Millionen Franken: Kein Schweizer Medienkonzern erwirtschaftete 2016 mehr Gewinn als Tamedia. Für 2017 sieht es noch besser aus. Mit diesem Geld liessen sich innovative Medienprojekte finanzieren und die journalistische Qualität ausbauen. Stattdessen fliessen die Millionen in die Taschen der Aktionäre. Und die Tamedia-Redaktionen bekommen ein weiteres Abbauprogramm verschrieben.

Qualität und Jobs erhalten
Die Mediengewerkschaft Syndicom und der Berufsverband Impressum wollen das nicht hinnehmen. Wo die Medienvielfalt stirbt, leidet die Demokratie. Darum haben sie gemeinsam mit Angestellten von «Bund» und «Berner Zeitung» die vorliegende «Monopol-Zeitung» produziert.
Syndicom und Impressum erwarten von Tamedia, zumindest einen Teil der Millionen-Gewinne in die Vielfalt zu investieren. Bern als Bundesstadt verdient zwei eigenständige Zeitungen. Tamedia erweckt den Eindruck, ihr Abbauprogramm sei ohne Stellenabbau zu machen. Per 1. Januar 2018 werde niemand entlassen. Das ist unglaubwürdig. Denn der Konzern wird schleichend Stellen abbauen; darunter leidet die Qualität der Zeitungen. Zeit für kritische Recherche fehlt.
Die Angestellten beider Zeitungen haben dem Konzern-Management wiederholt angeboten, gemeinsam den Umbau so zu gestalten, dass Vielfalt, Qualität und Jobs erhalten bleiben. Bislang vergebens.

4 thoughts

  1. Habe den „Züri-Bund“ jetzt abbestellt. Man hat mir telefonisch von Züri aus dann noch den Gottswillen angehabt und ein Schnäppchenangebot gemacht – umsonst: Den mainstreamigen Nuus-Einheitsbrei und Wischiwaschi-Kommentare willfähriger Chefredaktoren (Feuz? Ja, allso de no lieber von Allmen…) brauch ich nicht mehr. Aber das Problem begann natürlich mit Von Graffenrieds, die (im Unterschied zu Wanners im Aargau!) den Zürchern gegenüber (wägem lumpig Gäut) viel zu wenig standhaft auftraten. Niklaus Ramseyer, BERN

  2. Ich war viele Jahre lang Bund-Mitarbeiterin. Vor allem habe ich mit Herrn Dr. Cornu sowie mit Herrn Bruno Bernhard zusammengearbeitet. Das war für mich als freischaffende Bündnerin und Globetrotterin eine wunderbare und unvergessliche Zeit. Ich habe auch ein Faible für die Zürcher, doch ich bin der Ansicht, dass die Medienvielfalt im Kanton Bern sowie in der übrigen Schweiz beibehalten werden sollte. Meine besten Wünsche gehen nach Bern !

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