Befürchtungen bewahrheiten sich bereits

Noch haben nicht alle Journalistinnen und Journalisten von Berner Zeitung und Bund erfahren, welchen Job sie 2018 im fusionierten Tamedia-Zeitungsbereich haben. Da wird bereits ruchbar, dass die Berner Werbeabteilung gestrichen wird. Fünf Mitarbeitende sind davon betroffen. Sie haben vor Anfang November ihre Kündigung erhalten. Dabei ist nicht nur interessant, dass es zu diesen Kündigungen kommt, sondern auch wie. Sie wurden bis jetzt nicht offiziell kommuniziert.

Damit bewahrheiten sich Befürchtungen ein erstes Mal, welche in Bern kursieren, seit Tamedia im September 2017 das Projekt 2020 beschlossen hat. Zur Erinnerung: Tamedia wird künftig alle zwölf Deutschschweizer Tageszeitungen, die ihr gehören, zentral mit überregionalen Stoffen beliefern. Unabhängig bleiben einzig die Lokalressorts. Die Zentrale wird in Zürich sein, einige wenige Arbeitsplätze für die überregionale Berichterstattung bleiben in Bern. «Berner Zeitung» und «Bund» werden sich also bloss noch in der Berichterstattung über lokale Ereignisse unterscheiden. Das Berner Modell mit zwei Zeitungstitel aus dem gleichen Medienhaus wurde zwar bisher nicht infrage gestellt. Dennoch gibt es dahingehende Befürchtungen, dass dieser Schritt in nicht allzuferner Zukunft erfolgen könnte.

Die aktuelle Umstrukturierung würde Tamedia nicht machen, wenn sich damit nicht Kosten einsparen liessen. Der gewichtigste Posten dabei sind die Personalkosten. Tamedia hat versprochen, dass es per 2018 zu keinen Entlassungen kommt. Einzig vakante Stellen würden nicht mehr besetzt. Aber die Redaktionen zweifeln daran, dass die einbrechenden Inserateeinnahmen über die natürliche Fluktuation aufzufangen sind. An den Entlassungen der Werbeabteilung lässt sich ablesen, wie Tamedia dabei vorzugehen gedenkt: Entlassungen werden mit dem Salamiprinzip umgesetzt. Damit vermeidet der Medienkonzern eine formelle Massenentlassung, welche einen Sozialplan erforderlich machen würde. Ein Unternehmen, das 2016 122 Millionen Franken Gewinn machte, opfert also für den Umbau Mitarbeitende und stellt sie ohne angemessene Abfederung auf die Strasse.

Zudem zeigt sich an diesen Kündigungen auch, wie unwichtig Bern im Portfolio des Zürcher Medienkonzerns Tamedia ist. Obwohl die zentralen Dienste, zu denen die Werbeabteilung gehört, bereits restrukturiert und zentralisiert wurden, reichte dies offenbar nicht. Künftig wird Tamedia Bern werbetechnisch aus Zürich betreuen. Dasselbe Schicksal droht Bern immer mehr auch journalistisch.

Am Montag, 20. November 2017, ab 19 Uhr wird Tamedia-Verwaltungspräsident Pietro Supino sich nun im Rahmen der Veranstaltungsreihe «‹Der Bund› im Gespräch» im Kornhausforum Bern kritischen Fragen stellen: Unter dem Titel «Was wird aus ‹Bund› und BZ?» diskutieren er mit dem Berner SP-Nationalrat: Matthias Aebischer und dem Unternehmer Peter Stämpfli. Der Eintritt ist frei, der Anlass allerdings bereits ausgebucht.

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